Sie geben einem Wald runde, weiche Formen. Einladend, wie weiche Kissen thronen sie auf Baumstümpfen, Steinen, oder direkt auf dem Waldboden. Teilweise überziehen sie Bäume mit einem strubeligen Kleid und tauchen ein Gebiet über das ganze Jahr in ein noch intensiveres und vielseitiges Grün.
Für mich ist Moos eine der wichtigsten Zutaten für die schönsten Wälder der Schweiz.
Wie so oft in der Natur, sind mit der Schönheit auch wichtige Funktionen und Fähigkeiten verbunden.
Klein und fein
Moosen fehlt das Lignin, das Bäume erlaubt in die Höhe zu wachsen. Ihre Wasserleitungen sind nicht verholzt und damit deutlich weniger stabil. Ihnen fehlen ausserdem richtige Wurzeln. Diese Kombination zwingt sie, ein kleines, feines Dasein zu führen. Weil sie keine Epidermis haben, wird ihr Inneres viel weniger von der Aussenwelt abgeschirmt.
Weil ihnen diese Schutzhülle fehlt, sind sie sensible Indikatoren. Sie sind Umwelteinflüssen viel schutzloser ausgeliefert, als andere Pflanzen. Wer sich mit Moosen auskennt, kann somit beispielsweise die Wasserqualität in einem Bergbach ablesen. Als Zeigerpflanze sind sie besonders spannend, weil sie das ganze Jahr über grün sind.

Moose sind sensible Zeigerpflanzen

Positiver Beitrag für unsere Lebensqualität
Da Moose aus unglaublich vielen Blättchen bestehen, entsteht daraus in der Summe eine sehr grosse Oberfläche. Dadurch werden Moose wertvolle Luftfilter und tragen zur Reinigung der Umgebung bei. Sie filtern Schadstoffe aus der Luft und erbringen diese Leistung auch ausserhalb von Wäldern, wenn wir sie beispielsweise im Siedlungsraum antreffen.
Moose speichern ausserdem massenhaft CO2. Obwohl sie lediglich ungefähr 3% der Erdoberfläche bedecken, schätzt man, dass sie rund einen Drittel des globalen Kohlenstoffs ausserhalb der Meere speichern.
Vom Torfmoos zum Hochmoor
Eine spezielle Rolle bei der Speicherung von CO2 spielen die Torfmoose, da sie entscheidend zur Entstehung von Hochmooren beitragen. Hochmoore entstehen in dauerhaft nassen und nährstoffarmen Bedingungen durch die Ansammlung von Pflanzenmaterial, insbesondere von Torfmoosen.
Torfmoose können enorme Mengen Wasser speichern. Sie versauern den Lebensraum und verlangsamen so die Zersetzung organischen Materials.


Ihr Wachstum führt zur Bildung von Torf, wodurch sich das Moor vom Grundwasser abhebt und dann nur noch von nährstoffarmem Regenwasser gespeist wird. Dadurch entwickeln sich die typischen sauren, nährstoffarmen Bedingungen, die nur spezialisierte Arten tolerieren. Torfmoose sichern das kontinuierliche Wachstum und den Erhalt der Hochmooren und tragen erheblich zur Bindung von Kohlenstoff bei.
Überlebenskünstler über Zeit
Moose sind uns also ein wichtiger Partner für saubere Luft und im Kampf gegen die Klimakrise. Die Moose haben jedoch eine weitere Superkraft.
Aufgrund ihres Aufbaus, können Moose ihren Wasserhaushalt nicht selber steuern. Bei längerer Trockenheit riskieren sie darum auszutrocknen. Um zu überleben, können sie ihre Lebensfunktionen runterfahren und in eine Art Scheintod verfallen, Anabiose genannt.
Während sie ihr Leben auf Pause schalten, warten sie ab, bis das nächste Wasser kommt. Das älteste Moos, das nach einer solchen Lebenspause wiederbelebt wurde, hat mehr als 1’500 Jahre in dieser Starre verweilt.

Weitere Arten
Diese Übersicht der Forschungsstelle für Umweltbeobachtung zeigt die häufigsten Moosarten der Schweiz.



Quellenverzeichnis: Sag mal, du als Biologin. Ohne Moos nix los: Die übersehenen Superpflanzen. Podcast bei Audible.